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Als die Demokratie zurückkam
Eine Verfassung als Neuanfang

Als die Demokratie zurückkam

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Einführung

20 Monate nach der Eroberung durch amerikanische Truppen setzt das hessische Volk am 1. Dezember 1946 fast zeitgleich mit Bayern und dem damaligen Württemberg-Baden die erste demokratische Verfassung im Nachkriegsdeutschland in Kraft.

Die Städte liegen in Schutt und Asche, die Bevölkerung ist ausgelaugt, leidet an Hunger und Wohnungsnot. Doch nach zwölf Jahren NS-Diktatur und sechs Jahren Krieg kehrt die Demokratie wieder zurück. Unter der US-Militärregierung wird Hessen zum Labor der Demokratie und beispielgebend für die Entwicklung des Grundgesetzes, an dem viele hessische Akteure drei Jahre später mitarbeiten.

In unglaublicher Geschwindigkeit handeln die neu zugelassenen Parteien einen Gesellschaftsvertrag aus. In vier freien Wahlen legitimieren die hessischen Bürgerinnen und Bürger ihre Vertreterinnen und Vertreter. Die Amerikaner sind Geburtshelfer. Sie suchen unbelastete deutsche Politikerinnen und Politiker und Expertinnen und Experten, beraten, überprüfen und geben den Takt vor. Wenige Monate nach der letzten Kriegshandlung, nach Millionen Toten, bauen sie gemeinsam mit ihren ehemaligen Feinden eine neue Gesellschaft auf dem Boden der Menschenrechte und demokratischer Standards.

Die Web-Doku nimmt Sie mit auf eine Zeitreise. Einem Tagebuch ähnlich, können Sie die Schritte zur Verfassungsgebung miterleben und die ersten demokratischen Aushandlungsprozesse nach Diktatur und Krieg verfolgen.

Bild: Luftaufnahme des zerstörten Frankfurts am Main aus dem Juni 1946. Nur der Kaiserdom und die Paulskirche sind noch erkennbar. (Bildarchiv Markus Lenz, Frankfurt am Main)

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    Besetzung

    Am 22. März 1945 setzen Einheiten der US- Armee bei Oppenheim über den Rhein. Sie betreten damit erstmals Gebiete, die zu dem später gegründeten Land Groß-Hessen gehören. Die Amerikaner erobern innerhalb von 14 Tagen das heutige Hessen und stoßen dabei nur vereinzelt auf hartnäckigen Widerstand deutscher Truppen. Zudem stoßen sie in große Teile des heutigen Bundeslandes Thüringen vor, ziehen sich aber bis zum 03. Juli 1945 hinter die in Potsdam vereinbarte Zonengrenze zurück. 



    Bild: Die Überquerung des Rheins, wie hier auf dem Deckblatt eines "After Action Reports" dargestellt, zählt zu den wichtigsten Erfolgen der Alliierten im Zweiten Weltkrieg.
    (Ike Skelton Combined Arms Research Library Fort Leavenworth)
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    Sie kommen in ein zerstörtes Land: Die Großstädte liegen nach den alliierten Luftangriffen zu Dreiviertel in Schutt und Asche. In ihrer „Bekanntmachung! An die Zivilbevölkerung!“ stellen die Amerikaner heraus, dass sie als Sieger und Besatzer kommen – nicht als Befreier. 

    Bild: Die ­Paulskirche in Frankfurt, 1848 Tagungsort des ersten gesamtdeutschen Parlaments und Symbolort der deutschen Demokratie, liegt 1946 in Trümmern.
    (Institut­ für­ Stadtgeschichte ­Frankfurt am Main (ISG FFM), S7B Nr. 1988-162, Kurt Weiner)

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    Daher spielen in den ersten Monaten deutsche Interessen oder Fragen des Wiederaufbaus für sie keine Rolle. Die Lage verschärft sich durch Hunger, Brennstoffmangel und Wohnungsnot in dramatischer Weise mit der Ankunft von Vertriebenen und Geflüchteten vornehmlich aus dem Osten Deutschlands. 

    Bild: Amerikanische Soldaten mit einem erbeuteten Porträt Adolf Hitlers im Lichtweg in Fulda. (Stadtarchiv Fulda)

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    Nach den kämpfenden Truppen übernehmen Einheiten der Militärregierung die Macht vor Ort. Mit der bedingungslosen Kapitulation am 8. Mai endet der Zweite Weltkrieg in Europa. Nun gilt in Deutschland das Recht der Siegermächte. Um den Zusammenbruch der Verwaltung zu vermeiden, lassen die Amerikaner zunächst die alten Behörden streng kontrolliert weiterarbeiten. Neue deutsche Verwaltungen entstehen nacheinander auf lokaler Ebene, in den Kreisen und Regierungsbezirken. An deren Spitzen rücken Personen, die die Hitler-Diktatur bekämpft oder sich in der NS-Zeit nicht schuldig gemacht haben. 


    Bild: Als Leiter der Fuldaer Militärregierung kommt Major Charles Russe (Portrait oben links), ab 1945 nach Fulda. Im Juni 1946 übernimmt Russe die Leitung der Militärregierung in Gießen. (Gießener Freie Presse/ Karl Rust, 12. Juni 1947)

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    Groß-Hessen




    Die Siegermächte USA, Sowjetunion und Großbritannien beschließen im Februar 1945 in Jalta, auch Frankreich eine Zone aus Teilen der Besatzungsgebiete der Briten und Amerikaner zuzuweisen – eine für das spätere Hessen fatale Entscheidung. Denn die Franzosen erhalten mit dem linksrheinischen Rheinhessen und einem rechtsrheinischen Brückenkopf – vier nassauische Kreise um Montabaur – historisch zu Hessen gehörende Gebiete, die später Teil von Rheinland- Pfalz werden. 

    Bild: Die im Februar auf der Krim stattfindende Konferenz von Jalta, mit dem britischen Premierminister Winston Churchill (links), US-Präsident Franklin D. Roosevelt (Mitte) und dem sowjetischen Diktator Josef Stalin (rechts), ist das zweite der drei großen alliierten Gipfeltreffen im Zweiten Weltkrieg. (Library of Congress, Franklin D. Roosevelt Library & Museum)

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    Am 24. Juni 1945 beschließt die US-Militärregierung entsprechend der Gliederung vor 1933 die Bildung von zwei Ländern über den verbliebenen hessischen        
    Gebieten: Hessen-Nassau aus Teilen der ehemaligen gleichnamigen preußischen Provinz und Hessen-Darmstadt aus Teilen des vormaligen Volksstaates Hessen.


    Karte: Eines der beiden geplanten hessischen Länder, „Hessen-Darmstadt“, hätte aus zwei voneinander getrennten Gebieten bestehen sollen.
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    Schnell wachsen die Zweifel an der Lösung mit zwei kleinen, in einem neuen Deutschland kaum lebensfähigen Ländern. Eine US-Umfrage unter Persönlichkeiten aus Hessen überzeugt General Lucius D. Clay von der Vereinigung – eine Idee, die bis in die Kaiserzeit zurückreicht. 

    Karte: Die in der Weimarer Republik angestrebte und im Nationalsozialismus verhinderte Länderreform wird unter der amerikanischen Militärregierung umgesetzt: die großhessische Lösung hat bis heute Bestand.

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    Am 19. September verkündet General Dwight D. Eisenhower in der Proklamation Nr. 2 die Gründung von „Groß-Hessen“. Zur Landeshauptstadt bestimmen die Amerikaner das im Vergleich zu den anderen Großstädten geringer zerstörte Wiesbaden. 

    Bild: Eisenhower hat selbst deutsche Vorfahren: Seine Familie stammt von deutschen Einwanderern nach Pennsylvania ab, der Name wurde ursprünglich „Eisenhauer“ geschrieben.
    (U.S. National Archives, Washington)



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    Erste Regierung

    Die eigentliche Macht in Hessen konzentriert sich bei dem in Wiesbaden ansässigen Office of Military Government for Hesse (OMGH), der zentralen Landesmilitärregierung unter Oberst James R. Newman. 

    Bild: James R. Newman in Wiesbaden im April 1946 bei der Eröffnung der Ausstellung „Greater Hesse can do it“. Schon früh versuchen die Amerikaner Zuversicht bei den Hessen für die neue Demokratie zu erzeugen. (HStAD, Best. H 1 Nr. 6517)

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    Newman als Militärgouverneur obliegt die Bildung der ersten hessischen Regierung. Für das Amt des Ministerpräsidenten holt er den politisch wenig erfahrenen, liberalkonservativen Mannheimer Wirtschaftsanwalt Karl Geiler, den die Nationalsozialisten von der Universität Heidelberg vertrieben haben. 

    Bild: Geiler wird auch mitunter aufgrund seiner Parteilosigkeit als geeigneter Kandidat für den Posten des Ministerpräsidenten einer All-Parteien-Regierung angesehen. (HHSTAD, Best. R Nr. 33807/35a)

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    Am 16. Oktober 1945 nimmt das Kabinett, dem Vertreter aller Parteien – jedoch nur Männer – angehören, die Arbeit auf. Im Binnenverhältnis verfügt der Ministerpräsident über eine starke Position, die sich auch im Staatsgrundgesetz vom 22. November 1945, dem vorläufigen Organisationsstatut des neuen Landes, niederschlägt. 

    Bild: Die Frankfurter Rundschau stellt ihrer Leserschaft in ihrer Ausgabe vom 19. Oktober 1945 die erste hessische Regierung vor. (Frankfurter Rundschau/ Frankfurter Mediengruppe)



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    Die Minister besitzen lediglich beratende Funktion. Die Handlungsfähigkeit der Regierung bleibt eingeschränkt, untersteht sie doch weiterhin der Aufsicht der Militärregierung und unterliegt deren Weisungen.  

    Bild: Das Kabinett Geiler tagt am 18. Dezember 1945, von links nach rechts: Gottlob Binder, Hans Venedey, Werner Hilpert, Karl Geiler, Hugo Swart und Wilhelm Mattes. (HHStAW, Best. 3008/1 Nr. 24961)




























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    Parteien

    Die anfänglich von Misstrauen gegenüber den Ambitionen der Deutschen getragenen Amerikaner erlauben ab August 1945 politische Organisationen in den Gemeinden und Kreisen. Die neuen Parteien, die strenger Überwachung unterliegen, benötigen hierzu eine Lizenz der Militärregierung.  

    Bild: Die amerikanische Regulierungspraxis­ der Parteienlandschaft zielt­ darauf­ ab,­ mit einem Vierparteiensystem­ eine­ Polarisierung und­ Zersplitterung ­zu unterbinden.­ (­Institut für Stadtgeschichte Frankfurt am Main (ISG FFM), S9 Nr. 1-412, Militärregierung/USA)





















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    Als Erstes treten die 1933 verbotene SPD und KPD in Erscheinung, die an Traditionen vor 1933 anknüpfen. In der vollkommen neu gegründeten CDU vereinen sich unterschiedliche konservative und christliche Strömungen, bis hin zu Ideen eines christlichen Sozialismus. In der ebenfalls neuen LDP, die sich auf dem rechten Flügel der Parteienlandschaft ansiedelt, finden sich einige links- liberale, in der Mehrzahl aber rechtsliberale und national eingestellte Mitglieder. 

    Bild: Plakate der vier Parteien Hessens – SPD, CDU, KPD und LDP – zu den Gemeindewahlen 1945.
    (Archiv der Sozialen Demokratie, Friedrich-Ebert-Stiftung; Konrad-Adenauer-Stiftung e.V.; Bundesarchiv, Plak 004-010-023, Fritzlar B. Huhn; Bundesarchiv, Plak 004-012-003, Paul Giese)






































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    Presse

    Die Militärregierung zielt auf eine rasche Demokratisierung aller Ebenen und Bereiche. Dabei geht es auch um „Reeducation“, die Überwindung des Nationalsozialismus und die Umerziehung der Gesellschaft zur Demokratie. Eine demokratische Presse und ein freier Rundfunk spielen dabei eine zentrale Rolle. 

    Bild: Zwischen den Trümmern Frankfurts entsteht die Frankfurter Rundschau. Die Journalisten arbeiten in notdürftig hergerichteten Räumen, oft mit der Schreibmaschine auf den Knien. (Picture Alliance)

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    Nach dem Verbot aller Medien geben die Amerikaner unter ihrer Obhut Mitteilungsblätter heraus, beginnen dann mit der Lizenzierung von Zeitungen und der Wiederaufnahme des Rundfunkbetriebs. 


    Bild: Amtliches Mitteilungsblatt für Stadt und Land Fulda vom 3. Oktober 1945.
    (Landesbibliothek Fulda)

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    Am 1. Juni 1945 geht „Radio Frankfurt“ als Sender der US-Militärregierung in den Äther, aus dem der 1949 unter deutscher Leitung geschaffene „Hessische Rundfunk“ (HR) hervorgeht. 

    Bild: Das provisorische Funkhaus von „Radio Frankfurt, Sender der Amerikanischen Militärregierung“ befindet sich im „Terrassenhof“ in Bad Nauheim.
    (© hr/Unternehmensarchiv)


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    Die erste Zeitungslizenz in der US-Zone erhält die „Frankfurter Rundschau“, in deren Herausgebergremium wie bei allen später genehmigten Blättern Vertreter aller Parteien sitzen. Am 1. August 1945 erscheint die erste Ausgabe der „FR“. 


    Bild: Übergabe der Lizenz für die Fuldaer Volkszeitung, 1945. Von links: Marburgs Oberbürgermeister Eugen Siebecke, Verleger Heinrich Kierzek, Oberstleutnant John B. Stanley und Oberstleutnant James G. Chesnutt.
    (Stadtarchiv Fulda)







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    Wahlpremiere



    Lucius D. Clay beauftragt im November 1945 seinen Berater James K. Pollock zu prüfen, ob bald Wahlen abgehalten werden können. Obwohl einige unter den Deutschen und Amerikanern Bedenken hegen, weil sie die Bevölkerung noch nicht reif für ein Votum halten, empfiehlt Pollock baldige Wahlen. Auch Clay verspricht sich davon einen demokratischen Impuls. 

    Der Aufbau demokratischer Strukturen erfolgt von „unten nach oben“: Er beginnt im Januar 1946 mit Wahlen in den Gemeinden und endet mit den Landtagswahlen am 1. Dezember.

    Bild: Einen ­Tag­ vor ­den ­Gemeindewahlen ­appelliert­ der Fuldaer Landrat­ Stieler­ in­ der ­Samstagsausgabe­ der ­Fuldaer­ Volks­zeitung ­an­ die wahlberechtigte­ Bevölkerung­ des­ Land­kreises: ­„Wahlrecht ­ist­ Wahlpflicht!“ (Fuldaer Volkszeitung/Stadtarchiv Fulda)


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    Wählen dürfen Deutsche ab 21 Jahren, aber keine ehemaligen Amtsträgerinnen und Amtsträger der Hitler-Zeit und Mitglieder der NSDAP, die vor dem 1. Mai 1937 in die Partei eingetreten sind. Immerhin acht Prozent der Bevölkerung bleiben so vom Wahlrecht ausgeschlossen. 

    Bild: Die Wählerinnen und Wähler drängen sich vor einem Wahllokal in Neu-­Isenburg im Kreis Offenbach kurz vor der Schließung am 27. Januar 1946. (Ullstein Bild)





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    Die ersten freien Wahlen nach dem Zweiten Weltkrieg
    finden am 20. und 27. Januar 1946 in Orten mit bis zu         
    20.000 Einwohnern statt. Von 17 hessischen Kreisen                
    liegt die Wahlbeteiligung bei der Gemeindewahl am            
    20. Januar im Kreis Fulda mit 91,8 Prozent am höchsten.
    Landesweit liegt die SPD mit 44,5 Prozent weit vor
    der CDU mit 31 Prozent. 





































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    Biografie James R. Newman

    James R. Newman - US-Regierungschef in Hessen

    Vollbild
    1945 übernimmt James R. Newman (24.9.1902–23.12.1964) das Kommando über die US-Militäreinheit, die am 18. Mai in Neustadt/Pfalz die erste deutsche Provinzialregierung nach Ende des Kriegs einrichtet. Nach Festlegung der Besatzungszonen wird er Chef der „Militärregierung von Groß-Hessen“. Damit ist Newman wichtigster Ansprechpartner für die Verfassungsgebung in Hessen. Der Absolvent der Militärakademie meldet sich 1934 als Reservist für die Armee und tritt 1941 in den aktiven Militärdienst ein. Drei Jahre später wird er nach Europa versetzt. Nach Ende der offiziellen Besatzungszeit wird Newman Land Commissioner in Hessen.

    Bild: In seiner Position als Militärgouverneur unterliegt Newman mitunter die Entscheidung Wiesbaden als Landeshauptstadt festzulegen. (HSTAD, Best. R 4 Nr. 20578)























































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    Unterthema: Entnazifizierung



    Die auf der Potsdamer Konferenz im August 1945 beschlossene Entnazifizierung ist ein wesentliches Ziel der Siegermächte für den demokratischen Neubeginn. Alle Erinnerungen an den Nationalsozialismus sollen beseitigt und die Gesellschaft personell gesäubert werden.

    Bild: Die von Juli bis August 1945 stattfindende Konferenz vom Potsdam, zwischen dem britischen Premierminister Clement Attlee (sitzend, links), US-Präsident Harry S. Truman (sitzend, Mitte) und dem sowjetischen Diktator Josef Stalin (sitzend, rechts), ist das dritte der drei großen Alliierten Gipfeltreffen während des Zweiten Weltkriegs. (Bundesarchiv,
    Bild 183-R86965)








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    Unmittelbar nach Kriegsende beginnt die amerikanische Militärregierung mit der Entlassung von Nationalsozialisten aus den Verwaltungen. Nach dem „Gesetz zur Befreiung von Militarismus und Nationalsozialismus“ werden alle Erwachsenen über 18 Jahre ab Frühjahr 1946 im Entnazifizierungsverfahren überprüft und die Betroffenen in eine von fünf Gruppen eingestuft: Entlastete, Mitläufer, Minderbelastete, Belastete und Hauptschuldige.

    Bild: Um ehemalige NSDAP-Mitglieder zu ermitteln und aus dem öffentlichen Dienst oder der Wirtschaft fernzuhalten, müssen diese Fragen über die Vergangenheit im Nationalsozialismus anhand eines umfassenden Fragebogens beantworten. (Stadtarchiv Fulda)











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    In der amerikanischen Besatzungszone entscheiden Spruchkammern, Laiengerichte mit öffentlichen Klägern, über die Schuld der ehemaligen NSDAP-Mitglieder. Bis Herbst 1949 werden vor den hessischen Spruchkammern nur 418 Betroffene als Hauptschuldige eingestuft - in Fulda sind es nur zwei Personen. 

    Bild: Die Alliierten rufen 1945 einen internationalen Militärgerichtshof ins Leben, der in Nürnberg tagt. Er ist zuständig für die Verurteilung von Kriegsverbrechen, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Verbrechen gegen den Frieden. (Picture Alliance)

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    Karikatur

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    Die 1946 in der satirischen Wochenzeitung „Der Simpl.“ erschienene Karikatur „Schwarz wird Weiß oder Mechanische Entnazifizierung“ kritisiert die Entnazifizierung als zu simpel gedacht. (Der Simpl./ Universitätsbibliothek Heidelberg)


























































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    Zeitzeugeninterview Joachim Zint

    Joachim Zint, 1937 im katholischen Fulda geboren, wächst in einem protestantischen Elternhaus auf. Er hat zwei ältere Schwestern und vier jüngere Brüder. Während der Bombenangriffe werden er und seine Familie zeitweise evakuiert. 1958 macht er am Realgymnasium Fulda das Abitur. Seine Mutter engagiert sich nach 1945 für Kriegsheimkehrer ohne Familien. Mehrere Jahre feiern die Zints mit Kriegsgeschädigten und einem US-Offizier Weihnachten. Als Justizreferendar arbeitet Joachim Zint als Berichterstatter in zwei KZ-Prozessen. Ab 1967 wird er Richter, zunächst in Frankfurt und Marburg, dann bis 1991 am Landgericht Fulda. Nach der Wiedervereinigung geht er nach Thüringen, um beim Aufbau des Rechtsstaats zu helfen. Zuletzt arbeitet er bis 2002 als Vorsitzender Richter am Landgericht Meiningen.

    In folgendem Interview-Ausschnitt berichtet Joachim Zint über seine persönlichen Berührungspunkte mit der Entnazifizierung im familiären Umfeld und in der eigenen beruflichen Laufbahn als Richter. (Vonderau Museum Fulda)
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    Biografie - James K. Pollock

    James K. Pollock - Ein Politologe in der Militärregierung  

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    Nach Ende des Zweiten Weltkriegs arbeitet James Kerr Pollock (25.5.1898 – 7.10.1968) in der amerikanischen Besatzungszone direkt Vize-Militärgouverneur Lucius D. Clay zu. In dieser Funktion gründet der Politikwissenschaftler den süddeutschen Länderrat in Stuttgart. Pollock gilt als Deutschland-Experte, weil er 1935 als Wahlkommissar für die USA die Volksabstimmung über die Rückkehr des Saargebiets ins Reich beobachtete. Er promoviert an der Harvard-Universität in politischen Wissenschaften und beginnt 1921 seine akademische Laufbahn, die ihn als Forscher und Hochschullehrer an zahlreiche Universitäten in den USA führt. Von 1949 bis 1950 amtiert er als Präsident der American Political Science Association. Dann kehrt er in die Bundesrepublik zurück und arbeitet als Berater des Hohen Kommissars John Jay McCloy. 

    Bild: Pollock lehnt die Vorstellung ab, dass alle Deutschen Nazis gewesen seien und besteht darauf, dass ein demokratisches Nachkriegsdeutschland nur von den Deutschen selbst aufgebaut werden könne. (James K. Pollock portrait, HS6112, James K. Pollock papers, Bentley Historical Library, University of Michigan)





































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    Einen ­Tag­ vor ­den ­Gemeindewahlen ­appelliert­ der Fuldaer Landrat­ Stieler­ in­ der ­Samstagsausgabe­ der ­Fuldaer­ Volks­zeitung ­an­ die wahlberechtigte­ Bevölkerung­ des­ Land­kreises: ­„Wahlrecht ­ist­ Wahlpflicht!“ (Fuldaer Volkszeitung/Stadtarchiv Fulda)
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    "Will the Germans"

    Bild: Das an die Angehörigen der US-Armee gerichtete Weekly Information Bulletin der Militärregierung berichtet in Ausgabe 25 vom Januar 1946 über die anstehenden Gemeindewahlen. (Madison Libraries University of Wisconsin)
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    Unterkapitel: Reeducation

    Nach zwölf Jahren nationalsozialistischer Diktatur ist das angestrebte Ziel der Demokratisierung für die alliierten Besatzungsmächte nicht allein durch die Entnazifizierung zu erreichen. In der amerikanischen Besatzungszone spielt in den Nachkriegsjahren auch die Reeducation-Politik eine große Rolle: Die deutsche Bevölkerung soll wieder an demokratische Grundwerte herangeführt werden.

    Bild: Das Amerikahaus prägt das Fuldaer Kulturleben in der Nachkriegszeit bis zur Schließung im September 1953. Das Programm richtet sich an die gesamte Bevölkerung und die Teilnahme an den Veranstaltungen ist kostenlos. (Stadtarchiv Fulda)
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    Die Amerikaner fördern daher besonders den Kultur- und Bildungsbereich zum Neuaufbau demokratischer Strukturen nach amerikanischem Vorbild. Dazu zählt ab 1946 die Einrichtung von Amerikahäusern, Bibliotheken und Austauschprogrammen in vielen westdeutschen Städten. Im Fokus der Bemühungen stehen vor allem Kinder und Jugendliche, die in außerschulischen Freizeitprogrammen Demokratie lernen sollen.

    Bild: In einem Programmheft der Volkshochschule Fulda von 1946 bewirbt sich das Amerikahaus in einer Anzeige als „ein Tor zur Welt. (Stadtarchiv Fulda)
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    Mit der Gründung der Bundesrepublik Deutschland und dem Rückzug der Besatzungsmacht endet auch die Politik der Reeducation. Viele Amerikahäuser schließen Anfang der 1950er Jahre oder werden in Deutsch-Amerikanische Kulturinstitute umgewandelt, die bis heute die transatlantischen Beziehungen fördern. 

    Bild: Eine Kindergruppe wartet vor dem Amerikahaus in der Rabanusstraße 19 in Fulda im Sommer 1948. (Leihgabe Ursula Rogalla)
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    Zeitzeugeninterview Joachim Zint

    Joachim Zint, 1937 im katholischen Fulda geboren, wächst in einem protestantischen Elternhaus auf. Er hat zwei ältere Schwestern und vier jüngere Brüder. Während der Bombenangriffe werden er und seine Familie zeitweise evakuiert. 1958 macht er am Realgymnasium Fulda das Abitur. Seine Mutter engagiert sich nach 1945 für Kriegsheimkehrer ohne Familien. Mehrere Jahre feiern die Zints mit Kriegsgeschädigten und einem US-Offizier Weihnachten. Als Justizreferendar arbeitet Joachim Zint als Berichterstatter in zwei KZ-Prozessen. Ab 1967 wird er Richter, zunächst in Frankfurt und Marburg, dann bis 1991 am Landgericht Fulda. Nach der Wiedervereinigung geht er nach Thüringen, um beim Aufbau des Rechtsstaats zu helfen. Zuletzt arbeitet er bis 2002 als Vorsitzender Richter am Landgericht Meiningen.

    In folgendem Interview-Ausschnitt berichtet Joachim Zint davon, wie er als Jugendlicher die außerschulischen Freizeitprogramme der Amerikaner wahrgenommen hat. (Vonderau Museum Fulda)
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    Bekanntmachung

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    In der ­von ­Dwight D. Eisenhower am 26. April 1945­ erlassenen ­„Proklamation ­Nr.­1“­ wird das ­Verhältnis zwischen ­Siegern­ und­ Besiegten­ geklärt­ und­ der ­Weg ­hin­ zur Entnazifizierung Deutschlands­ aufgewiesen. (­Stadtarchiv ­Fulda) 

























































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    Biografie Karl Geiler

    Karl Geiler - Von den USA bestimmter Ministerpräsident

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    Dem promovierten Juristen Karl Geiler (10.8.1878–14.9.1953) entziehen die Nationalsozialisten im Dritten Reich aufgrund seines jüdischen Schwiegervaters die Professur. Seiner Anwaltstätigkeit kann er weiter nachgehen. Über eine Empfehlung des international bekannten Psychiaters und Philosophen Karl Jaspers stoßen die Amerikaner auf den unbelasteten Geiler. Sie bestimmen den Parteilosen im Oktober 1945 zum ersten Nachkriegs-Ministerpräsidenten Hessens in einer Allparteien-Regierung.

    Bild: Nach Geilers Amtszeit als hessischer Ministerpräsident wird er Rektor der Universität Heidelberg. (Picture Alliance)













































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    Zeitzeugeninterview

    Erwin Jacobs, 1936 in Fulda geboren, wächst in Hutten bei Schlüchtern auf. Sein Vater war dort seit 1932 Lehrer und 1944 als Soldat in den Vogesen gefallen. Im Februar 1946 zog er zusammen mit seiner Mutter und Schwester in das Haus der Tante in Fulda. Schon als Kind ist er musikbegeistert und besucht als Jugendlicher Konzerte im Amerikahaus. Jacobs ging auf das Städtische Realgymnasium, was er 1956 mit dem Abitur beendete. Anschließend studierte er Jura in Frankfurt am Main und Marburg und wurde Verwaltungsjurist im Regierungspräsidium in Darmstadt. Unter anderem ist er für Entschädigungen der Verfolgten des NS-Regimes zuständig. Von 1974 bis 1999 war Erwin Jacobs Kanzler der Fachhochschule in Fulda. Bis heute gehört er dem Verein „Freunde des Museums Fulda e.V.“ an.   

    In folgendem Interview-Ausschnitt erzählt Erwin Jacobs von der Ankunft der Amerikaner in Fulda. (Vonderau Museum Fulda)


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    Lucius Clay

    Lucius D. Clay - Der Vater Hessens

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    Weltweit bekannt wird Lucius D. Clay (23.4.1898–16.4.1978) als Vater der Berliner Luftbrücke. Sein Name ist aber auch untrennbar mit der Demokratisierung und der Westbindung Deutschlands nach dem Zweiten Weltkrieg verbunden. Kurz vor Kriegsende wird er stellvertretender Militärgouverneur und stellvertretender Oberbefehlshaber der US-Besatzungszone und des amerikanischen Sektors von Berlin. In dieser Zeit nutzt er seine Möglichkeiten, den Deutschen auch bei der Gestaltung der Hessischen Verfassung viel Spielraum zu lassen und nur gezielt Einfluss zu nehmen. Von 1947 bis 1949 ist Clay Militärgouverneur der US-Zone und Befehlshaber der US-Landstreitkräfte in Europa. 

    Bildunterschrift: Clay leitet als Stellvertreter Eisenhowers eine großzügigere, kooperative und liberale Besatzungspolitik an. (Truman Library, Missouri)

























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    Redakteure Bad Nauheim

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    Die Collage entsteht als Andenken an die Zeit des Senders in Bad Nauheim, als der Studiobetrieb in Hotel- und Badezimmern stattfindet. Auch Golo Mann unterzeichnet. (Jessie V. Heinzman / Nachlass Lewis C. Heinzman)








































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    Flucht









    Rund zwölf Millionen Deutsche aus den abgetrennten Ostgebieten fliehen in die vier Besatzungszonen. Nach Hessen kommen bis in die Nachkriegszeit mehr als eine Million Vertriebene. Allein 1946 nimmt Hessen fast 400.000 Menschen auf, vor allem Sudetendeutsche. Deren Verteilung stellt die hessischen Städte und Gemeinden vor große Herausforderungen.

    Bild: Flucht und Vertreibung der deutschen und deutschsprachigen Bevölkerung im und nach dem Zweiten Weltkrieg. (Prof. Dr. phil. Uwe Jäschke)

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    Fulda richtet Ende 1945 in der Rabanusstraße ein Durchgangslager ein. Von dort werden die Vertriebenen in die vom Krieg wenig zerstörten ländlichen Gebiete gebracht. Insgesamt 51.818 Personen erhalten Nachtquartier und Verpflegung. Die schwierige Versorgungslage und große Wohnungsnot erschweren die Unterbringung und berufliche Eingliederung der Neubürger.  

    Bild: Im September 1946 wendet sich Oberbürgermeister Dr. Cuno Raabe an die Militärregierung wegen der angespannten Wohnraumsituation in Fulda. Der Anteil der Vertriebenen an der Wohnbevölkerung liegt in Fulda aufgrund der Verteilungspolitik Ende des Jahres bei 14,8 Prozent, fast dreimal höher als der Landesdurchschnitt. (Stadtarchiv Fulda)
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    In den 1950er Jahren begründet Ministerpräsident Georg-August Zinn mit dem Hessenplan ein beispielloses Entwicklungsprogramm, das Wohnraum und Arbeitsplätze für die Neubürger schafft. Die wirtschaftliche, soziale und kulturelle Integration der Vertriebenen gilt heute als Erfolgsgeschichte. 

    Bild: 1946 erreichen die Vertriebenen in organisierten Transporten die hessischen Bahnhöfe – wie hier ein Vertriebenentransport aus Saaz (tschechisch Žatec) am Bahnhof Frankfurt-Höchst am 24. Mai 1946.
    (Institut für Stadtgeschichte Frankfurt am Main (ISG FFM), S7Ko Nr. 265, Fred Kochmann)

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    Nahaufnahme Karte

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    Zeitzeugeninterview Rudi Schmitt

    Rudi Schmitt, 1928 in Frankfurt am Main geboren, wird Lehrer und tritt 1947 in die SPD ein. Für seine Partei zieht er von 1954 bis 1968 in den Hessischen Landtag ein und ist zunächst dessen jüngstes Mitglied. Danach wird er bis 1980 Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Wiesbaden und wechselt dann für zwei Legislaturperioden als Abgeordneter Wiesbadens bis Februar 1987 in den Deutschen Bundestag. 1987 erhält er das Große Bundesverdienstkreuz. Acht Jahre später wird er zum Ehrenbürger Wiesbadens ernannt und erhält die Ehrenplakette der Landeshauptstadt.

    In folgendem Interview-Ausschnitt berichtet Rudi Schmitt über die politischen Maßnahmen zur Integration der Heimatvertriebenen in Hessen. (Vonderau Museum Fulda)
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    Proklamation Nr.2

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    Die von US-General Dwight D. Eisenhower unterzeichnete Proklamation Nr. 2 gilt als Geburtsurkunde des Landes Groß-Hessen. (HHSTAW, Best. 3012 Nr. 2130)  




















































































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    Biografie Charles Russe

    Charles Russe

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    Als Leiter der Fuldaer Militärregierung kommt Major Charles Russe, im Zivilberuf Maschinenbauingenieur, ab Juni 1945 nach Fulda. Russe sitzt mit der Militärverwaltung im vorderen Südflügel des Stadtschlosses und arbeitet dort eng mit den deutschen Behörden zusammen. Schrittweise überträgt er diesen wieder die Eigenverantwortung. Besonders im Bereich der Polizei, der Trümmerbeseitigung, der Versorgung und Entnazifizierung trifft er wichtige Entscheidungen für den Wiederaufbau von  Stadt und Landkreis Fulda. Im Juni 1946 übernimmt Russe die Leitung der Militärregierung in Gießen.
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    Biografie_ Dwight D. Eisenhower

    Dwight D. Eisenhower - Von der Besatzungszone ins Weiße Haus

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    Als Dwight David Eisenhower (14.10.1890–28.3.1969) 1946 die Proklamation Nr. 1 unterzeichnet, ahnt niemand, dass unter dem Dokument das Autogramm eines späteren US-Präsidenten steht. Nach der Kapitulation der Wehrmacht wird er Militärgouverneur der US-Besatzungszone. Mit dem Eintritt der USA in den Zweiten Weltkrieg ist er ab 1942 Leiter des amerikanischen Hauptquartiers in Europa und Generalleutnant. Er leitet zahlreiche siegreiche Operationen und wird mehrfach befördert. 1952 beendet er den Militärdienst. Ein Jahr später wählen ihn die US-Amerikaner zum 34. Präsidenten. Der Republikaner gewinnt auch die Wiederwahl und verlässt 1961 das Weiße Haus.

    Bildunterschrift: Eisenhower, als Vier-Sterne-General 1943, kurz bevor er zum Oberbefehlshaber der alliierten Streitkräfte in Nordwesteuropa ernannt wird. (U.S. National Archives, Washington)























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    Amerikanische Direktive

    Ermutigt durch die hohe Beteiligung bei den ersten Wahlen legt General Clay am 4. Februar 1946 nicht nur die Termine für die Wahlen zu den Kreistagen und in den größeren Städten (April und Mai) fest, sondern auch einen Fahrplan zur Erarbeitung einer Landesverfassung. Seine Direktive gibt einen engen Zeitplan vor. 

    Bild: Einst Villa des Sektfabrikanten dient die „Söhnlein-Villa“ in der Wiesbadener Paulinenstraße nach dem Zweiten Weltkrieg als Sitz der Hessischen Militärregierung. (StadtA WI F000, Nummer 6124, Urheber Werner Selby)
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    Bis zum 22. Februar muss der Ministerpräsident einen Vorbereitenden Verfassungsausschuss aus Fachleuten ernennen. Ihm obliegt bis zum 20. Mai die Entwicklung eines Verfassungsentwurfs als Grundlage für die Beratungen der am 30. Juni zu wählenden verfassungsberatenden Landesversammlung. 

    Diese hat bis zum 15. September eine Verfassung zu entwickeln, die nach notwendiger Genehmigung durch die Amerikaner spätestens am 3. November 1946 bei gleichzeitiger Landtagswahl einem Volksentscheid zu unterziehen ist. Die Hessen können den ambitionierten Zeitplan nicht ganz einhalten: Mit einer Verzögerung von nur vier Wochen finden am 1. Dezember Volksabstimmung und Landtagswahl statt. 

    Bild: In der am 4. Februar vorgelegten Direktive werden neben dem Zeitplan für Wahlen und der Arbeit an der Verfassung auch das Vorgehen im Detail geregelt. (Institut für Zeitgeschichte München)











































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    Zusammenspiel


    Die amerikanischen Einheiten für die Militärregierung treffen bereits einige Tage nach den kämpfenden Truppen in den Gemeinden und Städten ein. Gemäß dem „Carpet- Plan“ legt sich ein dicht geknüpftes hierarchisches Netz von „Detachments“ auch über Hessen. An der Spitze der amerikanischen Besatzungsmacht in Deutschland steht Militärgouverneur General Dwight D. Eisenhower, seinem Stellvertreter General Lucius D. Clay obliegen vor allem Zivilangelegenheiten. Als zentrale US-Verwaltungsbehörde fungiert das Office of Military Government for Germany (OMGUS). 

    Bild: Gen. Dwight D. Eisenhower (links) mit Lt. Gen. Lucius Clay (rechts) am Flughafen Gatow in Berlin, während der Potsdamer Konferenz am 20. Juli 1945 (Harry S. Truman Library, Missouri)





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    Die verschiedenen Instanzen der Militärregierung bleiben gegenüber deutschen Verwaltungen weisungsbefugt. Mit dem Aufbau funktionstüchtiger und demokratisch legitimierter Behörden, zunächst auf lokaler, dann auf Kreis- und auf Regierungsbezirksebene, die nach und nach mehr Kompetenzen erhalten, beschränkt sich die Militärregierung auf Kontrolle der deutschen Politik.

    Bild: Die­ US-Armee­ plant­ langfristig: Bereits­ im­ September­ 1944­ stellt­ sie­ das­ „Regierungsdetachment­ E-5“­ auf, die­ Grundeinheit­ der­ späteren Militärregierung­ in­ Hessen.­ Gespiegelt zu­ deutschen­ neu­ eingerichteten Verwaltungsorganen­ kann­ die aufwendige­ Struktur­ jeden­ Verwaltungsschritt­ auch­ selbst übernehmen,­ ein­ teures­ Unterfangen.
    (Dieter­ Emig,­ Alfred­ G. ­Frei:­ Office ­of­ Military ­Government­ in Hesse,­ in: Christoph­ Weisz: ­OMGUS-Handbuch:­ Die­ amerikanische ­Militärregierung in Deutschland­ 1945-1949,­ München­ 1994,­ S.­334)

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    Nahaufnahme Strukturgramm

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    Beratender Landesausschuss

    Einen wichtigen Schritt in die Demokratie markiert der Beratende Landesausschuss. Gemäß Staatsgrundgesetz besitzt das von SPD, CDU, KPD und LDP mit je zwölf Vertretern paritätisch beschickte Vorparlament beratende Funktion. Bei den 48 Mitgliedern, darunter lediglich fünf Frauen, handelt es sich zum Großteil um politisch erfahrene Köpfe aus der Zeit vor 1933, die aus Verfolgung, Widerstand und Exil kommen. 

    Bild: Ein Plakat informiert die Öffentlichkeit über die konstituierende Sitzung des Beratenden Landesausschusses. (HHSTAW, Best. 502 Nr. 7299)
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    Vor dem Zusammentritt am 26. Februar 1946 kommt es zu einem tiefgreifenden Konflikt: Die SPD sucht ihren Erfolg bei den Gemeindewahlen auch landespolitisch umzumünzen und fordert eine Zusammensetzung des Ausschusses entsprechend dem Ergebnis. Zudem erhebt sie Anspruch auf den Posten des Ministerpräsidenten. 

    Bild: Am 26. Februar 1946 findet im Deutschen Theater in Wiesbaden die erste Sitzung des Beratenden Landesausschusses statt. Auf der Bühne sitzt die Landesregierung und auf den Zuschauerrängen Bürgerinnen und Bürger. (HHStAW, Best. 3008/1 Nr. 2881)




























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    Beides wehrt die Militärregierung ab und lässt so keine Zweifel aufkommen, dass sie die Macht besitzt. Obwohl nur mit begrenzten Befugnissen ausgestattet, stellt der Landesausschuss ein wichtiges Bindeglied zwischen Landesregierung und Parteien dar und dient der Einübung der Demokratie. 

    Bild: Am 13. Februar 1946 berichtet der Wiesbadener Kurier, dass die SPD von ihrem Vorhaben einer Umbildung der Regierung auf Basis der Ergebnisse der ersten Kommunalwahlen zurückweicht. (Wiesbadener Kurier/ HStAD, Best. R 4 Nr. 1706)













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    Vorbereitender Verfassungsausschuss

    Vorarbeiten für die Verfassung leistet ein von Ministerpräsident Geiler berufener Vorbereitender Verfassungsausschuss, dessen Vorsitz er selbst übernimmt. Diesem Expertengremium, das am 12. März 1946 erstmals tagt, gehören u. a. die Politiker Ludwig Bergsträsser (SPD), Heinrich von Brentano (CDU) und Leo Bauer (KPD) sowie der Frankfurter Historiker Otto Vossler an. 

    Bild: Im stark beschädigten Landeshaus in Wiesbaden finden unter erschwerten Bedingungen Sitzungen des Vorbereitenden Verfassungsausschusses statt. (StadtA WI F000, Nummer 6011, Urheber Willi Rudolph)
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    Großen Einfluss übt der Heidelberger Rechtsprofessor Walter Jellinek aus. Der regierungsoffizielle Ausschuss führt unter anderem eine breit angelegte Umfrage unter verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen und Institutionen zu einzelnen Verfassungspunkten durch. Die Kommission legt dann einen Entwurf einer Verfassung vor, welcher der gewählten Landesversammlung als Orientierungsrahmen dient. 

    Bild: Der­ letztendliche­ Entwurf­ des­ Ausschusses­ übersteigt­ zwar­ den ursprünglichen­ Umfang ­der­ Jellinek Vorlage,­ baut­ aber­ vor ­allem ­im­ Grundrechte-Teil­ auf­ Jellineks ­Entwurf­ auf. (HHStAW, Best. 502 Nr. 7272)

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    Fragebogenaktion

    In der Februar-Direktive ordnen die Amerikaner an, gesellschaftliche Gruppen und Personen zur Verfassungsproblematik zu befragen. Ziel ist die Beteiligung der Zivilgesellschaft, um ein möglichst breites Spektrum der Meinungen in der Verfassung abzubilden. 

    Bild: In­ der­ Sitzung ­am ­5.­ April­ 1946 ­diskutiert­ der Vorbereitende Verfassungsausschuss­ über ­die­ Benennung­ der­ Institutionen ­und Persönlichkeiten,­ die­ zur­ Verfassungsfrage gehört­ werden­ sollen.­ (HHStAW, Best. 1126 Nr. 3/1)


































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    Dazu dient ein Fragebogen, den der Vorbereitende Verfassungsausschuss an 34 Personen und 17 Institutionen und Körperschaften versendet. Auf der Basis der bis Mai eingehenden 35 inhaltlich und qualitativ recht unterschiedlichen Antworten, darunter die Denkschrift des Fuldaer Bischofs, verfasst der Sachbearbeiter des Ausschusses, Ulrich Noack, einen zusammenfassenden Bericht. 

    Bild: Am ­27. ­April­ 1946­ reicht­ der­ Bischof­ von­ Fulda, Johann­ Baptist Dietz,­ ­eine ­Denkschrift­ zur ­Ausgestaltung­ der­ zukünftigen Landesverfassung­ (Groß-) Hessens ­ein.­ Für ­die zukünftige Verfassung­ erachtet­ er­ ein ­Zusammenwirken­ von Kirche­ und­ Staat,­ die ­Glaubens- und ­Gewissensfreiheit­ sowie­ die ­Verankerung­ des­ Religionsunterrichts ­in­ der Verfassung ­als­ zentral. (Bistumsarchiv­ Fulda)












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    Dabei hebt Noack besonders ab auf den Staatsaufbau mit einer berufsständisch organisierten Zweiten Kammer und den Staatspräsidenten, der mit umfassenden Befugnissen wie der Landtagsauflösung und dem Vetorecht in der Gesetzgebung ein Gegengewicht gegen die Parlamentsherrschaft darstellen soll. Doch das Modell einer eingeschränkten parlamentarischen Mehrheitsdemokratie findet nur begrenzte Zustimmung, sodass der Bericht die weitere Verfassungsdiskussion kaum beeinflusst. 

    Bild: Auf­ 84­ Seiten­ fasst ­Noack­ die ­eingetroffenen ­Antworten­ zusammen.­ In­ einigen ­Fällen­ geben die­ Resümees­ die­ Standpunkte­ einseitig­ wieder ­oder­ verfälschen­ sie ­sogar. (HHSTAW, Best. 1126 Nr. 1)

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    Biografie- Walter Jellinek

    Walter Jellinek - Fulminante Rückkehr aus dem Zwangsruhestand

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    Den Jura-Professor, der die hessische Landesverfassung entscheidend beeinflusst, versetzen die Nationalsozialisten 1933 in den Zwangsruhestand. Walter Jellinek (12.7.1885 – 9.6.1955) darf erst nach dem Untergang des Regimes wieder seine Lehrtätigkeit aufnehmen. Große Verdienste erwirbt er sich um den Wiederaufbau der Universität Heidelberg. Jellinek, der am Ersten Weltkrieg teilnimmt, ist maßgeblich an der Ausarbeitung der Verwaltungsgerichtsgesetze der Länder in der US-Besatzungszone beteiligt. Als Mitglied des Vorbereitenden Verfassungsausschusses in Hessen prägt er den dort erarbeiteten Entwurf. Dieser bildet die Grundlage für die Verfassungsdiskussion. Aus seinen Werken ragt das „Verwaltungsrecht“ hervor. Dieses gilt als die letzte große systematische Darstellung des Verwaltungsrechts im liberalen Rechtsstaat.

    Bild: Jellineks verfassungspolitisches Konzept misst den Grundrechten und ihrem Schutz zentrale Bedeutung bei, bezieht aber in der Sozial- und Wirtschaftsordnung keinerlei Position. (Schleswig-Holsteinische Landesbibliothek)


























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    Biografie- Ulrich Noack

    Ulrich Noack - Mit Leidenschaft für Verfassung und Neutralität  

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    Als Ulrich Noack (1899 – 1974) Mitglied des Vorbereitenden Verfassungsausschusses wird und den Bericht über die Verfassungs-Umfrage in Hessen schreibt, hat er ein bewegtes Leben hinter sich. Die Nationalsozialisten belegen ihn mit einem Publikationsverbot. Nach dem Hitler-Attentat vom 20. Juli 1944 wird Noack sechs Wochen inhaftiert. Mit seiner Dissertation von 1928 über Bismarcks Friedenspolitik sorgt der Schüler von Friedrich Meinecke für Aufruhr. Er vertritt die These, Deutschland hätte ab 1878 die Chance nutzen müssen, die russisch-panslawistische Gefahr abzuwehren. Nach seiner Arbeit für die Verfassung in Hessen geht er nach Würzburg, wechselt von der CDU zur CSU. Die schließt ihn 1951 aus, weil sich das Mitglied der bekennenden Kirche für die Neutralität eines vereinigten Deutschlands einsetzt. 

    Bild: In Würzburg tritt Noack ab 1946 eine Professur für Mittlere und Neuere Geschichte an. (Muster-Schmidt-Verlag, Göttingen)
































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    4. Wahlmarathon






    Im Frühjahr 1946 folgen Wahlen Schlag auf Schlag:
    am 28. April zu den Kreistagen und in den kreisangehörigen Städten mit über 20.000 Einwohnern, am 26. Mai in den neun kreisfreien Städten. Bei allen liegt die SPD landesweit vorn. 

    Bild: Bei den Stadtratswahlen in Frankfurt am Main am 26. Mai 1946 warten Wahlberechtigte, die nicht in den Wahllisten eingetragen sind, im zentralen Wahlbüro auf die Ausgabe von Wahlscheinen. (Ullstein Bild)






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    Am 30. Juni 1946 finden die ersten landesweiten Wahlen statt. Die Hessen nominieren ihre Vertreter für die Verfassungberatende Landesversammlung. Bei einer Beteiligung von 71 Prozent erzielen SPD 44,3 Prozent, CDU 37,3 Prozent, KPD 9,7 Prozent und LDP 8,1 Prozent. Von den 90 Sitzen erhalten SPD 42, CDU 35, KPD 7 und LDP 6. Da keine der Parteien über die absolute Mehrheit verfügt, kann die Verfassung nur über den Kompromiss der Interessen erreicht werden. 

    Bild: Litfaßsäule zur Wahl der Stadtverordneten in Frankfurt, 1946. (Institut für Stadtgeschichte Frankfurt am Main (ISG FFM), S7Z Nr. 1946- 13, Kurt Weiner)

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    Nur vier Frauen erringen ein Mandat: Von der CDU Maria Sevenich und von der SPD Grete Teege, Anna Zinke und Elisabeth Selbert, die sich später als Mutter des Gleichberechtigungsartikels des Grundgesetzes bleibende Verdienste erwerben wird. 

    Bild: Elisabeth Selbert bei der Unterzeichnung des Grundgesetzes am 23. Mai 1949. (Bestand Erna Wagner-Hehmke, Stiftung Haus der Geschichte)
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    Zeitzeugeninterview Röder

    Liselotte Röder, 1926 in Fulda geboren, wächst als Einzelkind auf. Das Haus ihrer Großeltern wird 1944 durch Bombenangriffe zerstört. Die elterliche Wohnung in der Frankfurter Straße wird von der US-Militärbesatzung beschlagnahmt. Die Familie kommt provisorisch bei Freunden unter, die ihr erlaubterweise eine neue Wohnung vermitteln. Nach dem Besuch der Handelsschule ist sie von 1942 bis 1956 für die Stadtverwaltung Fulda tätig. Ein halbes Jahr vor Kriegsende arbeitet sie im Vorzimmer von Oberbürgermeister Franz Danzebrink, der im Zuge der Entnazifizierung sein Amt verliert. Danach ist sie dort weiter beschäftigt, zunächst für den kommissarischen OB Erich Schmidt und später während der gesamten Amtszeit für OB Cuno Raabe. Liselotte Röder heiratet 1952 und bekommt zwei Kinder.

    In folgendem Interview-Ausschnitt erzählt Liselotte Röder davon, wie sie die ersten freien Wahlen nach dem Krieg als junge Erwachsene erlebt hat. (Vonderau Museum Fulda)
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    Biografie- Elisabeth Selbert

    Elisabeth Selbert- Ein weiblicher „Verbindungsmann“

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    Dass der Satz „Frauen und Männer sind gleichberechtigt“ ins Grundgesetz kommt, ist der Verdienst Elisabeth Selberts (22.9.1896 – 9.6.1986). Nachdem sie der Verfassungberatenden Landesversammlung in Hessen angehört, wird sie Mitglied des Parlamentarischen Rates. 1945 erhält sie eine Zulassung als Anwältin zum US-Militärgericht und nennt sich „Verbindungsmann“ zwischen Amerikanern und Sozialdemokraten. 1918 tritt sie der SPD bei. Gegen den Willen des nationalsozialistischen Präsidenten, das Votum der Rechtsanwaltskammer, die Entscheidung des Gauleiters und des NS-Juristenbundes erhält sie 1934 ihre Zulassung als Rechtsanwältin in Kassel. Damit ist die promovierte Juristin Alleinernährerin der Familie, denn ihr Mann wird als Vize-SPD-Bürgermeister zwangsweise in den Ruhestand versetzt.

    Bild: Porträt von Elisabeth Selbert im Parlamentarischen Rat, 1948/49.
    (Bestand Erna Wagner-Hehmke, Stiftung Haus der Geschichte)
































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    Auftakt



    Am 15. Juli eröffnet der 76-jährige CDU-Abgeordnete        
    Siegfried Ruhl als Alterspräsident im Realgymnasium Oranienstraße in Wiesbaden die Verfassungsberatende Landesversammlung, die Otto Witte (SPD) zum
    Präsidenten, Cuno Raabe (CDU) und
    Leopold Bauer (KPD) zu Vizepräsidenten
    wählt. 

    Bild: Ein eigens mit Hand gezeichneter Aufsteller in zwei Sprachen wirbt für die neue Demokratie. (Picture Alliance)

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    Die Verfassungsberatende Landesversammlung tagt nachfolgend in der Gewerbeschule und im Stadtschloss der nassauischen Herzöge, dem heutigen Sitz des Landtages. Zum Auftakt ergreift auch der Direktor der Landesmilitärregierung Oberst Newman das Wort. In seiner Rede zeigt er die Notwendigkeit des Verfassungsprojekts als europäisches Friedenswerk auf und ermutigt mit dem Blick auf die amerikanische Verfassungsgeschichte. 

    Bild: Trotz Kriegszerstörungen werden im Stadtschloss später Sitzungen der Verfassungsberatenden Landesversammlung abgehalten. (StadtA WI F000, Nummer 12958, Urheber Willi Rudolph)
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    Die Arbeit der Landesversammlung leidet neben dem Zeitdruck der Amerikaner auch unter allgemeinen schlechten Bedingungen. Es fehlen geeignete Beratungsräume. Erst allmählich werden Infrastruktur und der notwendige Hilfsapparat gebaut. Protokolle von einigen Unterausschusssitzungen werden gar nicht oder erst erheblich später angefertigt. Auswärtige Abgeordnete übernachten auf Feldbetten in einem Hotel. 

    Bild: Aufbau der Verfassungsberatenden Landesversammlung, erstellt auf Basis der Protokolle der Verfassungsberatenden Landesversammlung.
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    Konfliktfelder

    Die eigentlichen Beratungen finden in dem 29-köpfigen Verfassungsausschuss statt, der ab dem 7. August insgesamt 19 Sitzungen abhält. In den Debatten schälen sich grob zwei Lager heraus. SPD und KPD pochen auf Verankerung von sozial- und wirtschaftspolitischen Reformen. Dazu zählt ein weitgehendes Mitbestimmungsrecht der Arbeitnehmervertreter und die Sozialisierung der Grundstoffindustrien. Demgegenüber setzt die Mehrheit in der CDU gemeinsam mit der LDP auf eine liberale Wirtschaft. 

    Bild: Das Foto zeigt eine Arbeitsgruppe des von der SPD eigens eingesetzten Ausschusses auf einer Wiese in Hochwaldhausen im Mai 1946, der im Juli schließlich einen eigenen SPD-Verfassungsentwurf vorlegen wird. (HHSTAW, Best. 502 Nr. 7274)
                                                                                                   
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    Weit klaffen die Vorstellungen zum Staatsaufbau auseinander. CDU und LDP fordern – neben dem Landtag – eine berufsständisch besetzte Zweite Kammer als Regulator im Gesetzgebungsprozess; die CDU bringt sogar einen Staatspräsidenten ins Spiel. Dies alles lehnen SPD und KPD ab. Die Beratungen stecken in einer Sackgasse. 

    Bild: Ulrich Noack und Paul Kremer legen im Juli 1946 einen CDU-internen Verfassungsentwurf vor, den „Königsteiner Entwurf“. Zu einem einheitlichen Entwurf kommt es innerhalb der CDU allerdings nicht. (HHSTAW, Best. 1178. Nr. 303)
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    Konfliktverschärfung

    Um ein Scheitern abzuwenden, sucht man die Lösung im kleinen Kreis, dem  „Siebener-Ausschuss“. Zunächst scheint das zu klappen. Bei der Sozialisierung einigt man sich auf die Überführung von wenigen Industriezweigen in Gemeineigentum. Doch findet der Ausschuss in Bezug zum Staatsaufbau keine Lösung, obwohl die CDU bei der Zweiten Kammer auf einen berufsständigen Senat verzichtet und stattdessen die Wahl durch die Kommunalparlamente ins Spiel bringt. Auch das blocken SPD und KPD ab. Doch hinter den Kulissen herrscht reges Treiben, den Bruch zu kitten. 

    Bild: Stenographischer Bericht der 1. Sitzung des Siebener Ausschusses. (HHStAW, Best. 502 Nr. 7304)













































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    Die SPD ist verunsichert, weil sie fürchtet, mit der KPD gleichgesetzt zu werden, die als Vasall der Sowjetunion in Mitteldeutschland die Zwangsvereinigung von SPD und KPD zur SED betrieben hat. 

    Bild: Zum Symbol der SED wird der Händedruck der Vorsitzen- den von SPD und KPD. Der Sozialdemokrat Otto Grotewohl (stehend rechts) gibt dem Druck der sowjetischen Besatzungsmacht nach und reicht dem Kommunisten Wilhelm Pieck (stehend links) die Hand. (Bundesarchiv, Bild 183-W0910-305, Abraham Pisarek)













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    Zudem beunruhigt der Blick nach Frankreich: Dort ist im Mai die von der Nationalversammlung verabschiedete Verfassung in einer Volksabstimmung mit 53 Prozent abgelehnt worden. Es schreckt die SPD, dass das auch in Hessen passieren kann. 

    Bild: Mithilfe eines Plakats wird der zur Abstimmung stehende Verfassungsentwurf in Frankreich veröffentlicht. (Imperial War Museum, © IWM Art.IWM PST 4709)
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    Verfassungskompromiss

    Angesichts der unsicheren Situation gibt es für die nach der Regierung strebende SPD gute Gründe, den Kompromiss mit der CDU zu suchen, die auf die SPD zuzugehen bereit ist. Am 30. September 1946 handeln je drei Vertreter von SPD und CDU im stillen Kämmerlein den Verfassungskompromiss aus. 

    Bild: Im kleinen Kreis wird der Kompromiss zwischen den Positionen der SPD und CDU gefunden. (Stadtarchiv Fulda)  















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    Man einigt sich schließlich auf eine begrenzte Sozialisierung, die nur noch Bergbau, Eisen und Stahl sowie Energie und Verkehr umfasst, nicht mehr die in Hessen bedeutende chemische Industrie. Die von der CDU geforderte Zweite Kammer entfällt; die Verfassung räumt lediglich deren mögliche Einrichtung ein – das geschah nie. Die Simultanschule bleibt Regelschule, Privat- und Konfessionsschulen werden erlaubt. Vom Prinzip der Schulgeld- und Lernmittelfreiheit rückt die SPD nicht ab. Der neue Entwurf wird vom Plenum am 2. Oktober mit den Stimmen von SPD und CDU gegen die der LDP, bei Enthaltung der KPD, verabschiedet und geht zur Genehmigung an die Militärregierung. 

    Bild: Die unerwartete Einigung wird der Landesversammlung am nächsten Morgen präsentiert und am 2. Oktober nach der zweiten Lesung abgestimmt. (Stadtarchiv Fulda)




















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    Genehmigung

    Obwohl die Militärregierung von allen in der US-Zone entwickelten Verfassungsentwürfen vom hessischen am meisten zufrieden gestellt ist, entbrennt um die Genehmigung eine Diskussion. US-Ministerien jenseits des Atlantiks schalten sich ein. 

    Doch wehrt Clay Einmischungsversuche ab. Empört telegrafiert er nach Washington, dass ein starker Eingriff in die Verfassung, die von den Deutschen in einer Atmosphäre der Freiheit geschaffen worden ist, dem demokratischen Gedanken abträglich wäre. Clay behält freie Hand.

    Bild: Das von Clay verschickte Telegramm vom 15. Oktober 1946. (Institut für Zeitgeschichte München)




















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    Aber auch Clay und seine Fachleute kritisieren einige Passagen der Verfassung. Eine sofortige Vergesellschaftung von wirtschaftlichen Schlüsselbereichen passt ganz und gar nicht in die von den Amerikanern geforderte freie Wirtschaftsordnung. Den Artikel in eine unverbindliche Kann-Bestimmung abzuschwächen, lehnen jedoch SPD, KPD und CDU ab. Man einigt sich schließlich, Artikel 41 einer besonderen Volksabstimmung zu unterziehen. Nach Zustimmung der Amerikaner verabschiedet die Landesversammlung am 29. Oktober mit 82 Stimmen von SPD, CDU und KPD gegen acht der LDP die Verfassung. 

    Bild: Lucius Clay bewilligt den Verfassungsentwurf, unter dem Vorbehalt einer Änderung der Artikel 17, 29, 36, 123 und 130. (Institut für Zeitgeschichte München)




























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    Biografie- Cuno Raabe

    Cuno Raabe- Ein Widerstandskämpfer wird Oberbürgermeister 

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    1933 beweist Dr. Cuno Raabe (5.5.1888 – 3.5.1971) Courage, als er als Hagens Oberbürgermeister eine NS-Propaganda-Veranstaltung von Joseph Goebbels verbietet und gegen das Hissen der NS-Fahne auf dem Rathaus protestiert. Der Zentrumspolitiker kommt in Schutzhaft, muss aber wieder entlassen werden. Nach dem Krieg ist der Jurist zunächst Vizepräsident der Verfassungberatenden Landesversammlung und von 1946 bis 1956 Oberbürgermeister Fuldas. Bereits 1934 schließt er sich dem Widerstandskreis um Carl Goerdeler an und wird 1944 nach dem gescheiterten Hitler-Attentat vom 20. Juli inhaftiert und angeklagt. Seine Akte verbrennt bei einem Bombenangriff: Raabe, der im Kabinett der Widerständler Verkehrsminister werden soll, entgeht dem Todesurteil. 1945 gründet er die CDU in Hessen und ist als Vizepräsident der Verfassungberatenden Landesversammlung stark an der Ausarbeitung der ersten deutschen Verfassung nach der NS-Diktatur beteiligt. Am 1. Dezember 1946 wird er in den Landtag gewählt, und von 1946 bis 1962 ist er dessen Vizepräsident.

    Bild: Raabe kurz nach seiner Entlassung aus der NS-Untersuchungshaft im Frühsommer 1945. (Deutsches Historisches Museum, Berlin)

























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    Biografie- Leopold Bauer

    Leo Bauer

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    Bevor Leo Bauer (1912–1972) sein Mandat 1949 niederlegt und in die DDR übersiedelt, ist er Mitglied des Beratenden Landesausschusses in Hessen, des Vorbereitenden Verfassungsausschusses, der Verfassungberatenden Landesversammlung und des Hessischen Landtags. Als Verfolgter der Nationalsozialisten übernimmt er 1945 die Landesleitung der KPD in Hessen. In der DDR verurteilt ihn ein sowjetisches Militärgericht 1952 als „US-Spion“ zum Tode. Er wird begnadigt und erhält 25 Jahre Lagerhaft in Sibirien. 1955 schiebt ihn die DDR in die Bundesrepublik ab. Dort arbeitet er bis zu seinem Tod als Journalist für die SPD und den „Stern“.

    Bild: Von den Nationalsozialisten wird Bauer aufgrund seiner KPD-Mitgliedschaft und seiner jüdischen Abstammung verfolgt und ins Exil getrieben. (HHSTAW, Best. 3008/1 Nr. 11994)
















































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    Provisorium

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    Die Vorbereitungen für die Eröffnungssitzung der Verfassungsberatenden Landesversammlung sind dringend und „vertragen keine weitere Verzögerung“. (HHSTAW, Best. 1126 Nr. 3/ 2)



































































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    Landtagswahl und Volksentscheid

    Die Volksabstimmungen über die Verfassung und Artikel 41 finden am 1. Dezember 1946 gleichzeitig mit der Landtagswahl statt. Im Vorfeld rufen SPD, CDU und KPD zum „Ja“ in beiden Referenden auf, die LDP zum „Nein“. Zahlreiche CDU-Wähler lehnen die Verfassungspolitik ihrer Partei und die Übereinkunft mit der SPD ab. 

    Bild: Wahlplakate an einer Litfaßsäule in Frankfurt am Main werben im Herbst 1946 um die Stimmen der Wählerinnen und Wähler. (Institut für Stadtgeschichte Frankfurt am Main (ISG FFM), S7Z Nr. 1946- 31, Kurt Weiner) 
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    Einige CDU-Wähler sehen sich bestätigt durch den von Bischof Antonius von Limburg verfassten Hirtenbrief, der Kritik an dem als „schmerzlich“ bezeichneten Verfassungskompromiss übt. Kanzelverkündigungen der katholischen Bischöfe sprechen gar von Passagen in der Verfassung, die „bedenklich an die Art des totalen Staates“, also die NS-Diktatur, erinnern würden – eine kritikwürdige Wortwahl. 

    Bild: Der Limburger Bischof Antonius Hilfrich im Oktober 1943. (Wikimedia Commons)

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    So verzeichnet man bei beiden Volksentscheiden eine ungewöhnlich hohe Zahl an ungültigen Wahlzetteln (um 13 Prozent), die gerade in den christdemokratischen Hochburgen über dem Durchschnitt liegt. Die ungültigen Stimmen dokumentieren die Unsicherheit vieler Christdemokraten. 

    Bild: Am 1. Dezember 1946 gibt eine 90-jährige Bürgerin- mit Urenkelin auf dem Arm- ihre Stimme für die Landtagswahl und den Volksentscheid über die Hessische Verfassung ab. (Picture Alliance)
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    Hirtenbrief des Fuldaer Bischofs

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    Kurz vor dem Verfassungsreferendum veröffentlichen die Bischöfe der Diözesen Fulda, Mainz und Limburg sogenannte „Hirtenbriefe“, in denen sie eine zu geringe christliche Fundierung der Verfassung bemängeln. Diese Briefe sind von den Kanzeln aller Kirchen der Bistümer zu verlesen. (Fuldaer Volkszeitung, 26. November 1946/Stadtarchiv Fulda) 














































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    7. Konstituierung

    Obwohl in der Bevölkerung angesichts der allgemeinen Notlage nur schwer Interesse an den Verfassungsberatungen geweckt werden konnte, gehen am 1. Dezember 1946 immerhin 73,2 Prozent der Hessen und Hessinnen zur Wahl. In den Volksabstimmungen votieren 76,8 Prozent für die Verfassung und 72 Prozent für Artikel 41. Bei den Landtagswahlen verliert die SPD (42,7 Prozent) geringfügig zugunsten der KPD (10,7 Prozent). Die CDU erleidet hohe Verluste (30,9 Prozent). Ihre verunsicherten vormaligen Wählerinnen und Wähler wechseln teilweise zur LDP, die mit 15,7 Prozent ihr Juni-Ergebnis fast verdoppelt. 

    Bild: Die konstituierende Sitzung des Landtages findet
    am 19. Dezember 1946 im Musiksaal des Wiesbadener Stadtschlosses statt. Hier zu sehen ist Otto Witte bei seiner Eröffnungsrede. (HHSTAW, Best. 3008/1 Nr. 40011)

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    Basierend auf dem Verfassungskompromiss gehen SPD und CDU unter Ministerpräsident Christian Stock (SPD) eine große Koalition ein, die bis zum Ende der Legislaturperiode 1950 halten wird. 

    Bild: Das Hessische Kabinett unter der Führung von Minister-Präsident Christian Stock (Mitte): Werner Hilpert (CDU) (dritter v.l.) als stellvertretender Ministerpräsident und Finanzminister, Heinrich Zinnkann (SPD) (vierter v.r.) als Minister für Inneres und Wiederaufbau, Georg August Zinn (SPD) (zweiter v.l.) als Justizminister, Harald Koch (SPD) (dritter v.r.) als Minister für Wirtschaft und Verkehr, Karl Lorberg (CDU) (erster v.l.) als Minister für Ernährung und Landwirtschaft, Josef Arndgen (CDU) (zweiter v.r.) als Minister für Arbeit und Wohlfahrt, Erwin Stein (CDU) (erster v.r.) als Minister für politische Befreiung. (HHSTAD, Best. R 4 Nr. 33807/7a)
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    Die damit angenommene Verfassung ist die erste heute noch bestehende nach dem Krieg: Mit der Betonung der Menschen- und Bürgerrechte und mit ihrer sozialstaatlichen Ausrichtung ragt sie unter den Landesverfassungen der Zeit heraus. Obwohl Hessen nun eine Verfassung und demokratisch legitimierte Verfassungsorgane besitzt, gilt doch bis zur Gründung der Bundesrepublik 1949 weiter das Besatzungsrecht. So benötigen Gesetze die Genehmigung der Militärregierung. 

    Bild: Mit dem Inkrafttreten der Verfassung wird auch der Name des Landes von Groß-Hessen zu Hessen geändert. Seitdem gilt der 1. Dezember 1946 auch als Gründungsdatum des Landes Hessen. (HHSTAW, Best. 502 Nr. 7273)   






























           

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    Unterthema: Hunger

    In den Nachkriegsjahren ist das zentrale Problem neben der zerstörten Infrastruktur und der Wohnungsnot vor allem die schwierige Versorgungslage. Die Bevölkerung in Hessen leidet, wie auch andernorts, unter dem Mangel an Lebensmitteln und Brennstoffen. Die Zuteilung der Nahrungsmittelrationen reicht häufig nicht aus.

    Bild: Im Winter 1946 suchen Kinder in Wiesbaden nach Kohleresten zum Heizen. (Ullstein Bild)














































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    Die Ernährungskrise erreicht ihren Höhepunkt im extremen Winter 1946/47, der zum Hungerwinter wird. Über zwei Monate liegen die Temperaturen unter dem Gefrierpunkt. Das Brennholz und die Kohle sind knapp und teuer. Viele Menschen unternehmen Hamsterfahrten oder müssen Kohlen klauen gegen die Kälte und den Hunger. Auch der illegale Warentausch auf dem Schwarzmarkt sichert das Überleben.

    Bild: Mit der Versorgungskrise steigt auch die Kriminalität: Die Bevölkerung ist zum Überleben auf den illegalen Schwarzmarkt angewiesen, wie hier am kriegszerstörten Fuldaer Bahnhof.(Stadtarchiv Fulda)

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    Aufgrund von Missernten im trockenen Sommer 1947 verbessert sich die Lage erst wieder ab dem Frühjahr 1948. Zentrale Maßnahmen der US-Militärregierung und die Lieferung von Hilfspaketen der amerikanischen Organisation CARE nach Deutschland oder die Einführung von Schulspeisungen helfen die Not zu lindern. 

    Bild: Die braunen Pakete der US-Hilfsorganisation CARE (Cooperative for American Remittances to Europe), die zwischen 1946 und 1960 in Westdeutschland gegen den Hunger verteilt werden, werden für jeweils 10 Dollar aus privaten Spenden finanziert und enthalten Nahrungs- und Genussmittel wie Dosenfleisch, Zucker oder Kaffee. (CARE/www.care.de)





























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    Karikatur Hunger

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    „Hunger ist ein schlechter Lehrmeister“ karikiert diese Zeichnung, die in der Neuen Zeitung am 21. Januar 1946 abgedruckt ist. Sie macht auf die erbärmliche Situation der hungernden Kinder in Schulen aufmerksam. (Minneapolis Star Journal/ Minneapolis Star Tribune) 




































































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    Zeitzeugeninterview Margot Burschel

    Margot Burschel, 1924 in Frankfurt am Main geboren, wird im März 1944 mit der Familie in ihrer Geburtsstadt ausgebombt. Sie kommt nach Fulda, wo die Großmutter wohnt. Die Eltern hegen keine Sympathien für die Nationalsozialisten. Ihr Vater sagt statt „Heil Hitler“ stets weiter „Grüß Gott“. In Fulda ist sie während des Krieges in der Gebührenstelle für Soldaten der Ludendorff-Kaserne und im später zerbombten Offizierskasino tätig. Ab Juni 1945 arbeitet sie für das Rote Kreuz der US-Truppen im Hotel Lenz und bis 1955 in weiteren Positionen für die Amerikaner. Mit ihrem Mann wandert sie nach Kanada und in die USA aus. Wegen einer Erkrankung der Schwiegermutter siedeln beide nach acht Jahren wieder zurück nach Fulda. Dort kaufen sie ein Haus in Petersberg. Das Paar bekommt zwei Töchter.

    In folgendem Interview-Ausschnitt berichtet Margot Burschel über die schwierige Versorgungslage während des Hungerwinters in Fulda. (Vonderau Museum Fulda)
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    Projektbeschreibung

    2021 jährte sich die Einführung der Demokratie im seinerzeit neugegründeten Land Hessen zum 75. Mal. Am 1. Dezember 1946 setzen die Bürger von Hessen in einer Volksabstimmung nach zwölf Jahren NS-Diktatur die erste demokratische Verfassung im Nachkriegsdeutschland in Kraft. Die hessische Verfassungskommission, unter anderem besetzt mit Verfolgten der Nationalsozialisten, wird zum Versuchslabor für die neu entstehende Demokratie in Deutschland und ist beispielgebend für die Entwicklung des Grundgesetzes, an dem fast alle hessischen Akteure drei Jahre später mitarbeiten. 

    Aus diesem Anlass begaben sich die Stadt Fulda und das Vonderau Museum 2021 mit der Ausstellung „Als die Demokratie zurückkam - 75 Jahre Verfassung in Hessen und Fulda" auf eine historische Spurensuche der Demokratiegeschichte von 1945 bis heute. Dabei war es ein Anliegen, die besondere Rolle der Amerikaner für den demokratischen Neubeginn in die Betrachtung aufzunehmen. 

    Die Ausstellung war eine Aufforderung zur gemeinsamen Selbstvergewisserung der Bürgerschaft. Sie beabsichtigte die Bevölkerung mitzunehmen und ihre Meinungen, Erfahrungen und Zeitzeugenschaft in die Erzählung einzubinden. Ein thematisch an die Ausstellung geknüpftes Zeitzeugenprojekt fing den ganz persönlichen Blick auf die Entwicklung der Demokratie in Hessen und Fulda ein. 

    Mithilfe einer Hessischen Verfassungs-App sollte die pädagogische Arbeit des Museums gestärkt und die aktuelle Fassung der Hessischen Verfassung und deren Hintergründe vermittelt werden. Digitale Lern- und Unterrichtsmaterialien für Schulen wurden entwickelt und über einen Download frei zugänglich gemacht. Interaktive Lern-Apps banden die Inhalte der Jubiläumsausstellung mit ein und erlaubten die Bearbeitung eigenständig vorgegebener Fragestellungen.

    Die Jubiläumsausstellung im Vonderau Museum Fulda wurde gefördert von der Hessischen Staatskanzlei, dem Hessischen Ministerium für Digitale Strategie und Entwicklung sowie von der Hessischen Landeszentrale für politische Bildung (HLZ).

    Zur nachhaltigen Präsentation der Ausstellungsinhalte haben die Hessische Landeszentrale für politische Bildung (HLZ), das Vonderau Museum Fulda und beier+wellach projekte diese interaktive Web-Doku entwickelt. Somit kann die Jubiläumsausstellung auch über ihren ursprünglichen Ausstellungszeitraum hinaus erlebbar gemacht werden.

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    Impressum Jubiläumsausstellung

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    Video Jubiläumsausstellung

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